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„It’s Budapescht – not Budapest“ – Im Netz der Black Widow

Auch für mich war es diese Woche nach fast über einem Jahr Pause wieder soweit…Endlich wieder Kino! Der Geruch von Popcorn und Nachos lag in der Luft, ich war fast alleine im Saal, also auch keine Hindernisse für emotionale Entgleisungen und hab’ mich auf das gefreut was ich gleich zu sehen bekommen werde. Anders als Patrick durfte ich mir sogar nen guten Film angegucken: Marvel’s Rückkehr auf die Kinoleinwand und offizieller erster Kinofilm der Phase 4 im MCU: Black Widow! Und ja, ich fand ihn gut, habe aber auch so meine Probleme mit ihm….anders wäre es auch zu einfach, oder?

Achja…Spoilers ahead!

Da waren sie wieder – meine drei Probleme

Aber fangen wir erstmal von vorne an, bzw. fangen wir doch direkt mal mit meinem ersten Problem an. Für mich hat der Film ein Timing-Problem. Versteht mich nicht falsch, damit meine ich nicht, dass die Actionsequenzen irgendwie komisch geschnitten sind, Witze nicht funktionieren oder die Kameraführung irgendwie all over the place wäre (das ist tatsächlich nämlich alles dufte), nein, sondern ich meine damit den Zeitpunkt, wann der Film veröffentlicht wurde. Wir treffen Natasha Romanoff auf der Flucht vor der Regierung. Sie hat sich gerade aufgemacht den Rest ihres Lebens in der norwegischen Wildnis zu verbringen und ist erstmal dabei den Trennungsschmerz zu verarbeiten, denn die Avengers haben offiziell eine Beziehungspause eingelegt. „Aha!“…werden findige Marvel-Fans jetzt sagen, der Film spielt also nach den Ereignissen in Captain America: Civil War. 

Und genau hier in den ersten zehn Minuten des Films stellt sich für mich schon die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, den Film auch eben direkt nach Civil War zu veröffentlichen? Meine Antwort darauf: Ein ganz klares Ja! Wir haben alle Avengers: Endgame gesehen, wir wissen alle was passieren wird und jetzt haben wir hier einen Film, der uns auf dem Zeitstrahl wieder zurück wirft und Zeit spielt ja gerade im MCU jetzt auch eine sehr wichtige Rolle *zwinker zwinker*

Wäre es nicht für die Fans ne schöne Sache gewesen, wenn man die Möglichkeit bekommen hätte, den Einzelschicksalen direkt nach dem Avengers-Break-Up zu folgen, bevor man dann in Avengers: Infinity War wieder die große Reunion gefeiert hätte? Wo hat sich eigentlich Steve versteckt? Wohin hat sich Wanda Maximoff aufgemacht? Fragen über Fragen, zumindest kriegen wir bei Natasha Romanoff aka Black Widow eine Antwort.

The Incredibles! Nur mit mehr Wodka…

Zum Glück bestehen Superhelden-Anzüge zu nem großen Teil aus nem sehr stretchigen Stoff, der auch mal ein bisschen nachgibt, wenn man vielleicht mal die ein oder andere Trainings-Session, auch über Jahre, ausgelassen hat. Hab ich dank Black Widow gelernt, find ich toll! Kommen wir jetzt mal zu den Sachen, warum der Film für mich funktioniert hat. Vorneweg an all die Kritiker, die seit dem ersten Erscheinen von Natasha Romanoff in Iron Man immer wieder die Frage aufgeworfen haben, ob Black Widow einen Solofilm tragen kann – hier die Antwort: Aber sowas von! Das liegt in großen Teilen an Scarlett Johansson. Sie bringt den Witz, aber auch die Tiefe und Verletzlichkeit, die die Figur ausmachen, wirklich super auf die Leinwand. Und nur mal so nebenbei ist sie halt auch einfach ein totaler Badass in den Action-Szenen. 

Aber auch die Co-Stars in diesem Film funktionieren. Allen voran ein fantastischer David Harbour als Alexei Shostakov aka Red Guardian – The One and Only Sowjetunion Super Soldier! Aber auch Florence Pugh als Natasha’s Ziehschwester Yelena macht nen guten Job. Als „actiongeladener Spionage-Thriller“ wird der Film offiziell betitel und da muss einfach fairerweise sagen: Hammse Recht! Auch weil sie den Taskmaster als einen Teil ihrer Gegner wirklich super hingekriegt haben. Aber der Film bringt eben auch Humor und Witz mit. Die Familiendynamik, die eigentlich keine Familie ist, funktioniert super, die One-Liner sitzen und gehen tatsächlich mal nicht nur auf die Kosten anderer Charaktere.

Unterm Strich ist und bleibt Black Widow ein klassischer Marvel-Film mit viel Action und Peng! Puff! Pow! Aaaaaber mit einem gewissen Blick in die Tiefen der Superhelden-Seele und der Antwort auf die Frage, ob Menschen in einer Familie immer blutsverwandt sein müssen. Oder schafft man sich seine ganz eigene Familie?

The Road ahead – Hallo MCU Phase 4

Black Widow ist auf alle Fälle ein würdiger Abschied auch gerade von Scarlett Johansson von der Figur, die sie über 10 Jahre verkörpert hat. Der Film war für mich wirklich solide, ich hab mich gut unterhalten gefühlt, aber ich muss auch sagen, dass mir die Serien, die Marvel jetzt in ihrer Phase 4 auf Disney+ angesiedelt haben doch weitaus besser gefallen. Und warum? 

Ob es jetzt WandaVision oder Loki ist, zum Teil auch bei Falcon and the Winter Soldier, all diese Serien geben mir als hungriger kleiner Marvel-Nerd nach über einem Jahr cineastischer Funkstille mehr Futter. Sie verraten mir nämlich in welche Richtung sich das MCU jetzt in der groß angekündigten Phase 4 hinbewegen wird, und zwar rauf auf den Kahn und ab ins Multiversum! Aber Marvel wäre natürlich nicht Marvel und Kevin Feige nicht DAS Mastermind, wenn er nicht auch in Black Widow zumindest so nen klitzekleinen Hinweis auf das was da noch kommt verstecken würde.

Richtig! Die Post-Credit-Szene! Zum ersten Mal wird dort Natashas Tod auch visuell thematisiert, denn wir sehen ihre Schwester Yelena an ihrem Grabstein. Emotionen hoch 10 bis sich jemand höchst unhöflich die Nase schnäuzt. Die Kamera dreht sich und taaaadaaa! Auftritt Contessa Valentina Allegra de Fontaine. Sie kennen wir ja schon aus Falcon and the Winter Soldier, wo sie sich John Walker aka U.S. Agent für ein Team klar gemacht hat. Yelena scheint auf alle Fälle Teil dieses Teams zu sein, denn sie bekommt von Valentina ihren nächsten Auftrag und der könnte persönlicher nicht sein: „Hättest Du gerne die Möglichkeit den Mann umzubringen, der für den Tod Deiner Schwester verantwortlich ist?“ und wir sehen ein Bild von Clint Barton aka Hawkeye.

Im Herbst soll die Hawkeye Serie auf Disney+ starten. Kann es also sein, dass wir hier gerade die neue potentielle Gegenspielerin von Clint präsentiert bekommen haben? Oder stellt Yelena sich vielleicht sogar gegen die Contessa, nachdem Clint ihr erklärt hat, was sich wirklich auf Vormir abgespielt hat und sie wird zur neuen Black Widow und tritt in die Fußstapfen ihrer Schwester? Nur dann ohne komische Superhelden-Posen, ist ja klar.