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Monster Hunter: Naja, Hauptsache Kino

Fast anderthalb Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal im Kino war. Und zugegeben: mein letztes Kino-Erlebnis war jetzt nicht das allerbeste. Wenn ich micht richtig erinnere müsste es Star Wars: The Rise of Skywalker gewesen sein. Und der war ja… naja, lassen wir das.
Deswegen hab ich mich gefreut wie ein kleines Kind, als es endlich wieder hieß: die Kinos dürfen öffnen. Da war es mir wirklich absolut egal, welchen Film ich mir anschaue – ich wollte einfach nur wieder ins Kino.

Endlich wieder Kino!

Ich muss an dieser Stelle zugeben: ich bin nicht der größte Fan von Monster-Filmen. Aber der Blick auf das aktuelle Programm ließ mir eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Godzilla vs. King Kong oder Monster Hunter. Die Wahl fiel letztlich auf Monster Hunter mit folgenden Hintergedanken: Gut, ich kenne die Spiele nur im Ansatz, bin aber nie mit ihnen warm geworden. Was ich weiß: man ist ein Jäger, macht dann Monster platt, weidet sie aus und macht sich eine neue Ausrüstung aus den Monster-Teilen, um dann ein noch größeres Monster platt zu machen. Wenn da jetzt ne halbwegs okaye 08/15-Geschichte drum gestrickt wird, dann wirds wenigstens ein kleines Actionfest.

Hintergedanke Nummer Zwei: Der Film ist von Paul W. S. Anderson, dem “Mastermind” hinter den Resident Evil-Filmen. Die sind einfach so schlecht und trashig, dass es echt schon wieder unterhaltsam ist. Außerdem spiel Milla Jovovich mal wieder die Hauptrolle, damit kann man arbeiten. Meine Erwartung also: ein unterhaltsames Trashfest.

Wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal in den Freizeitpark darf, hab ich mich also auf diesen Kinoabend gefreut. Und ich hab es auch wirklich zelebriert: erstmal schön einen Burger essen gehen, dann noch einen kleinen Verdauungsspaziergang… und dann war es endlich soweit. Das Ticket hatte ich natürlich schon vorher online gekauft, deswegen ging es schnurstracks rein ins Kino. Erstmal an den Tresen, Nachos mit Salsa und eine große Cola bestellen, die Treppen hoch, dann ewig lang mit Nachos, Cola und dem Ticket jonglieren, damit die Mitarbeiter*innen den Code scannen können, noch schnelle eine 3D-Brille auf meinen Stapel geworfen (ich wollte mir das halt echt gönnen) und ab in den Saal.

Ein Gefühl von zu Hause

Hier saß ich, voller Vorfreude und als erster. Und es fühlte sich so wunderbar vertraut an. Die Klimaanlage surrte im Hintergrund, der Clubsessel (wie gesagt, ich wollte das volle Programm) war einfach nur herrlich bequem und die Nachos nach wenigen Minuten schon zur Hälfte verputzt. Viel voller wurde es übrigens nicht, drei andere Leute kamen noch, sonst blieb es leider leer. Und dann der große Moment: das Licht geht aus, die Vorhänge gehen auf die ersten Werbespots laufen. Herrlich! 

Dann endlich die Trailer: Jason Statham mal wieder in irgendeinem Jaso Statham-Film in dem er Jason Statham-Sachen macht. Joa, interessiert mich nicht wirklich, aber der Sound knallt, das Bild ist geil – ich fühle mich zu Hause. Dann der nächste Trailer: irgendein Liebesfilm. Auch egal. Ah, dann der neue Trailer zu Fast & Furious 9. Ich bin überrascht, dass denen wirklich immer noch absurdere Sachen für diese Reihe einfallen. Autos, die mit Hochleistungsmagneten ausgestattet sind, um andere Autos mit einer magnetischen Welle wegzustoßen. Achja und fliegen können die Dinger inzwischen auch. Cool, cool, cool. Doch dann endlich das Signal: jetzt die 3D-Brille aufsetzen. Es geht los!

Wer braucht schon Story?

Die ersten paar Minuten von Monster Hunter sind okay. Wir sehen ein Schiff, das über Sand fährt, verfolgt von einem Monster. Dann Schnitt: Wir sind in unserer Welt, sehen Milla Jovovich als Soldatin mit ihrem Trupp von charakterlosen No-Names. Die werden doch gleich verheizt, denk ich so. Und surprise: etwa 10 Minuten später sind alle tot. Der Trupp wird durch einen Sturm in die Monsterwelt gezogen und direkt angegriffen. Von hier an geht’s nur noch um Milla, die sich mit einem Hunter aus einer anderen Welt verbündet. 

Sympathisch wie Backsteine

Dabei sind die Charaktere so sympathisch wie ein Haufen Backsteine. Den Hunter versteht man eh nicht, denn er spricht nicht unsere Sprache – und dabei legt er trotzdem mehr Charakter an den Tag als Milla. Alles was ab jetzt passiert ist: nix, nix, nix, dann taucht ein großes Monster auf, nix nix, neues Monster, usw. Eine Story, egal wie belanglos, sucht man hier vergeblich. Ich lache leise vor mich hin, greif mir Nachos und denke: wow, das hat selbst meine nichtvorhandenen Erwartungen unterboten. 

In den letzten 15 Minuten tauchen dann aus dem Nichts nochmal eine handvoll neuer Hunter auf, die aber auch nur da sind, um den Fans der Spiele zu zeigen: schaut mal, der hat vielleicht eure Lieblingswaffe. Dann der “große Showdown” und Ende. Wirklich! Es wird kein Konflikt gelöst, keine Charakterentwicklung kein gar nix. Das Ende teased dann noch einen möglichen zweiten Teil an. Aber wie wir Paul W. S. Anderson aus der Resident Evil-Reihe kennen: da wird eh alles über den Haufen geworfen.

Trotzdem bereue ich nichts. Ich bin froh, dass ich wieder ins Kino kann. Denn das Erlebnis Kino kann man zu Hause einfach nicht simulieren. Ich freue mich darauf in den nächsten Wochen wieder viele Filme auf der großen Leinwand und mit großem Soundsystem sehen zu können. Auch, wenn es Dreck wie Monster Hunter ist.