
Terranigma – eine SNES-Perle, die mehr Beachtung verdient hat!
Jeder Gamer hat dieses eine Spiel, von dem er oder sie sagt: DAS hat meine Liebe zu Videospielen entfacht. Dieses eine Spiel, das bis heute unangetastet auf dem Thron der Lieblingsspiele sitzt – auch wenn man es vielleicht gar nicht mehr spielt (oder spielen kann). Für mich ist eine dieser Perlen Terranigma. Ein Spiel, das aus verschiedenen Gründen etwas unter dem Radar geflogen ist, das bei Kennern aber bis heute als eines der besten Super Nintendo-Spiele aller Zeiten gilt. Zurecht, wie ich finde…
Meine Gaming-Karriere ging damals in den 90ern mit dem Super Nintendo Entertainment System – kurz SNES – los. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter damals selbst gerne Nintendo-Spiele gezockt hat. Die Konsole war also da, die Spiele auch und ich hatte als Schulkind natürlich jede Menge Zeit. Super Mario World, F-Zero, Donkey Kong Country oder The Legend of Zelda – A Link to the Past (das bis heute immer noch eine riesige Community hat – warum, lest ihr hier) – das Repertoire für mich war gigantisch. Und dann eines Tages schaute ich meiner Mutter bei einem Spiel zu, das mich wirklich nachhaltig beeinflusst hat. Aber eins nach dem anderen…
Gut und Böse – alles eine Frage der Perspektive

Was ist denn nun Terranigma überhaupt? Grundsätzlich ist Terranigma ein Action-Rollenspiel. Heißt: man läuft als Held durch Dungeons, tötet Gegner, sammelt Erfahrungspunkte, steigt Level auf, wird stärker und kann dann in schwierigere Dungeons rein, und so weiter. Das war damals nicht komplett neu – The Legend of Zelda hat ein ähnliches Kampfsystem (nur ohne den Levelaufstieg). Was an Terranigma aber herausragend ist, ist die Geschichte und die Art und Weise, wie sie erzählt wird.
Wir starten als Held namens Ark in einem Dorf in der Unterwelt. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände bekommen wir den Auftrag die fünf Türme der Unterwelt zu besuchen und dadurch die Kontinente der Oberwelt wiederzuerwecken. Und hier beginnt die eigentliche Reise! Auf der Oberwelt ist es dann nämlich unsere Aufgabe nach und nach Pflanzen, Tiere und die Menschen wiederzubeleben (immer durch das Abschließen entsprechender Dungeons) und dann die Welt bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Und hier zeigt sich schnell – Terranigma packt auch (vor allem für damalige Nintendo-Zeiten) ganz heiße Themen an: Überbevölkerung, Probleme des technologischen Fortschritts, religiöser Fanatismus – halt die ganze Palette menschlicher Überheblichkeit. Und nicht immer ist das, was wir als Held in guter Absicht tun auch wirklich gut für die Welt.
Das Ende der Super Nintendo-Ära

Terranigma kam in Europa im Dezember 1996 für das Super Nintendo raus. Also gerade einmal ein Jahr, bevor schon das Nintendo 64 erscheinen sollte. Und das merkt man Terranigma auch an – im Positiven. Das Spiel holt technisch alles aus der Konsole, was möglich war. Die Grafik war für damalige Nintendo-Verhältnisse absolut wahnsinn. Die Figuren sind wunderbar gestaltet und animiert, die Welt wirkt lebendig. Und apropos lebendige Welt: als Spieler hat man aktiv Einfluss auf die Entwicklung der Welt.
Je nach Entscheidungen, die man im Spiel trifft, kann man nämlich helfen, das Städte sich entwickeln – oder eben für immer stagnieren. Quasi eine kleine Wirtschaftssimulation. Beispiel: An einem bestimmten Punkt kann man in einem Ort entscheiden, wer der neue Bürgermeister werden soll. Der engagierte Jean oder der etwas versoffene aber gutherzige Louis? Je nach Entscheidung steht der Stadt Loire eine glorreiche Zukunft bevor – oder eben nicht. Das ist alles optional, trägt aber zu dem Gefühl, die Welt verändern zu können, immens bei.
Kämpfen bis die Funken fliegen

Kommen wir zu einem der Kernpunkte, wenn es um Action-Rollenspiele geht: Das Kampfsystem. Auch hier hat Terranigma neue Maßstäbe gesetzt. Kommt einem das Kämpfen in The Legend of Zelda oft ein bisschen behäbig und langsam vor, spritzt Terranigma geradezu vor Geschwindigkeit. Die Steuerung ist präzise und fluffig und das wichtigste: es gibt eine Reihe verschiedener Attacken, die man mit richtiger Tastenkombination ausführen kann. Vom Sprint direkt in eine Stichattacke? Kein Problem. Aus dem Stand einen kleinen Klingenwirbel ausführen? Klaro! Oder gar aus dem Sprint in die Luft springen und dann mit der Waffe über den Boden sliden? Also bitte… Und das sind nicht nur kleine Spielereien, denn in Terranigma muss man oft die richtige Attacke für die richtigen Gegner einsetzen.
Ein Soundtrack für die Ewigkeit
Und das Sahnehäubchen jetzt noch zum Schluss: Die Musik. Der Soundtrack von Terranigma ist das beeindruckendste, das ich in Spielen jemals gehört habe. Schon die ersten Töne des Intros sagen: “Alter, jetzt wird es episch!” Jeder Hauptcharakter hat sein eigenes Theme (Roys Theme dabei das absolut beste), jedes Gebiet wird durch einen eigenen Track abgerundet. Ich könnte ewig alleine über die Musik schwärmen. Aber hört doch einfach selbst ein bisschen rein…

