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Wie ein zweistündiger Drogentrip – The Suicide Squad

Die Erwartungen waren hoch: James Gunn als Regisseur für The Suicide Squad – da kann man schonmal ein paar Vorschusslorbeeren raushauen. Die ersten Trailer waren auch vielversprechend (wie ich in meinem Trailer-Review schon geschrieben habe). Und doch schafft DC es ja immer wieder die Erwartungen krachend zu zerschmettern und uns alle nicht nur auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, sondern uns mit kryptonischer Faust durch eben diesen zu hämmern. Aber um es kurz zu machen:  The Suicide Squad liefert genau das, was die Trailer versprochen haben – und gleichzeitig auch irgendwie nicht.

Bevor ich hier in hartes Spoiler-Territorium gehe, gibt es ein paar allgemeine Eindrücke. Mit The Suicide Squad liefern DC und James Gunn endlich das, was sich DC-Fans schon lange von den Filmen erhoffen: eine klare Abgrenzung von den Marvel-Filmen. Wieso klappt das ausgerechnet mit dem Guardians of the Galaxy-Regisseur James Gunn? Die einfache Antwort ist da wohl: weil Gunn sich regelrecht austoben kann. Wo bei Guardians of the Galaxy Disney mit Sicherheit dafür gesorgt hat, dass alles schön im familienfreundlichen Bereich bleibt, spratzt bei The Suicide Squad das Blut literweise über den Bildschirm. Alle paar Minuten explodieren hier Köpfe, werden Körper pulverisiert oder Menschen komplett entzweit. Ganz so als hätte Gunn gesagt: Hier hau ich jetzt mal so richtig auf die Kacke!

Wie die Guardians auf Speed

Und das Prinzip funktioniert. Der Film ist etwa 70 Prozent seiner Laufzeit einfach nur drüber. Wie Guardians of the Galaxy auf Speed. Und das macht Spaß! The Suicide Squad ist dabei mit Sicherheit kein cineastisches Meisterwerk. Das liegt unter anderem daran, dass die Story eher Mittel zum Zweck ist. Jeder erzählerische Schritt ist hier nur die Brücke zum nächsten Splatter-Spektakel. Aber das ist vollkommen in Ordnung, denn Gunn macht nicht den Fehler, den Suicide Squad 2016 gemacht hat. Es gibt keine dramatisch erzählten Hintergrundgeschichten zu den Charakteren, keine “Wir sind jetzt eine Familie”-Szenen – hier sind die Charaktere einfach da, der Zuschauer akzeptiert das und kann dadurch das Action-Feuerwerk ohne unnötige Ablenkung genießen.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Die Schauspieler machen ihren Job dabei gut, wenn auch nicht herausragend. Idris Elba als Bloodsport wirkt oft etwas zu unmotiviert, John Cena als Peacemaker zu angestrengt und Margot Robbie als Harley Quinn (bis auf eine großartige Sequenz) zu sehr auf One-Liner reduziert. Und da sind wir bei einem wichtigen Punkt: der Humor. Die (Wort-)Witze wirken oft etwas zu gezwungen. Was Gunn bei Guardians of the Galaxy noch recht organisch in die Story einbauen konnte, kommt hier an vielen Stellen sehr unnatürlich rüber. Nicht jeder Gag muss dann vom Gegenüber nochmal kommentiert werden. Manchmal reicht es auch, den Witz stehen zu lassen, ohne ihn zu erklären. (Disclaimer: Ich musste den Film mit deutscher Synchro sehen, was vielleicht an der ein oder anderen Stelle die von mir wahrgenommene Chemie zwischen den Charakteren beeinflusst hat).

Wirklich niemand ist sicher

Kommen wir jetzt also zur Handlung und deswegen: ACHTUNG: AB HIER WIRD GESPOILERT!!! Amanda Waller braucht für eine Mission auf dem Inselstaat Corto Maltese mal wieder ihre Task Force X, besser bekannt als Suicide Squad. Hierfür trommelt sie gleich ein gutes Dutzend Schurken zusammen. Sie sollen auf Corto Maltese eine Forschungseinrichtung namens Jotunheim vernichten, weil das dortige Project Starfish eine Bedrohung darstellt. Und schon in den ersten paar Minuten macht Gunn deutlich: das “Suicide” ist mehr als ernst zu nehmen. 

Schon in der Eröffnungssequenz beißen etwa zwei Drittel des Teams ins Gras. Hier werden in wenigen Minuten also Charaktere verballert, von denen ich gerne mehr gesehen hätte, über deren plötzlichen Tod dann aber so sehr lachen musste, dass es den Gag wert ist. Allen voran: Captain Boomerang. Da hofft man nach Suicide Squad endlich auf mehr des Australiers, nur damit er wieder nicht mehr als zwei bis drei Mal seinen Boomerang wirft – und dann unrühmlich ins Gras beißt. Und das ist das Thema des ganzen Films: niemand ist sicher! Hier sterben Hauptcharaktere (oder vermeintliche) fast so schnell wie in Game of Thrones. Schön, wie James Gunn hier mit unseren Erwartungen spielt.

Einfach immer drauf

Von da an heißt die Devise: immer volles Pfund aufs Maul. Die verbliebenen paar Squadmember nehmen Corto Maltese auseinander, treffen auf den Leiter des Project Starfish, den Thinker (wunderbar verkörpert von Peter Capaldi), und machen sich ans Werk. Eine meine Lieblings-Episoden aus diesem Film: Harley befreit sich selbst aus ihrer Gefangenschaft. Hier kann Margot Robbie mal so richtig glänzen und ihr Action-Talent mit dem Harley-Wahnsinn wunderbar vereinen. Ansonsten ist sie The Suicide Squad “nur” ein Mitglied des Squads – was dem Film aber gut tut. Denn einen “Harley und die anderen”-Film hatten wir ja jetzt schon zwei Mal. 

DC kann es ja doch

Ist The Suicide Squad also ein guter Film? Jein! Ist er sehenswert? Auf jeden Fall! The Suicide Squad kann sich sicherlich nicht mit seinen Marvel-Konkurrenten messen. Dafür fehlt es der Story an Tiefe und den Charakteren an Feinschliff. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn The Suicide Squad will auch gar nicht wie ein Marvel-Film sein. Und das ist seine Stärke. Der Film ist eine zweistündiges Action-Achterbahn bei der das Motto einfach nur lauten kann: Kopf aus und Spaß haben.