
Essential Comics: X-Men: Dark Phoenix Saga
Es ist wohl eines der größten Comic-Abenteuer aller Zeiten: die Dark Phoenix Saga rund um die X-Men und allen voran Jean Grey. Die Mutantin, mit den Fähigkeiten ganze Galaxien auszulöschen, verliert sich in ihren Kräften und muss für ihre Erlösung den größtmöglichen Preis zahlen. Selten waren Comics so emotional, so brachial und … einfach groß. Kein Wunder, dass die bisherigen filmischen Adaptionen der berühmtesten aller X-Men-Storylines da nicht mithalten konnten und eher peinlich waren. Mittlerweile hat die Comicvorlage von Chris Claremont und John Byrne schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel. Zeit also, um einen Blick aufs Original zu werfen und uns nochmal klarzumachen, warum diese Story so wichtig, wenn nicht sogar eine der wichtigsten, für das gesamte Marvel-Universum, wenn nicht sogar für die ganze Welt, ist.
Ein Umbruch hinter den Kulissen der X-Men
Ihr werdet es wohl kaum glauben, aber unsere heute heiß geliebten X-Men waren nicht immer die beliebte Truppe von Super-Mutanten, wie wir sie heute kennen. Vor allem gegen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre stand Marvel kurz davor, die Serie einzustampfen. Naja, im Grunde wurde sie sogar im Jahr 1970 zumindest für eine kurze Zeit eingestellt. Das Baby von Stand Lee und Jack Kirby verkaufte sich eben einfach nicht so gut. Und Geld regiert nun einmal die Welt

5 Jahre später folgte der große Soft-Reboot mit einer neuen Mutanten-Generation, der mit Zeichner Dave Cockrum und Autor Chris Claremont schnell zu einem Erfolg wurde. Allerdings sollte das erst der Anfang sein. Mit dem Zeichnerwechsel von Cockrum zu John Byrne starteten die Uncanny X-Men schließlich so richtig durch.
Die Energie dieses Duos entlud sich schließlich Anfang der 80er Jahre in der Dark Phoenix Saga. Es war ihr Meisterwerk, denn sie entwarfen nicht nur eine fast schon herzzerreißende Story um Jean Grey, sondern führten auch so ikonische Charaktere wie Kitty Pryde oder Dazzler ein. Außerdem waren sie wohl maßgeblich am Erfolg von Wolverine beteiligt, der durch Byrne und Claremont vom einstigen Hulk-Gegner in das Team der X-Men aufsteigen konnte. What a wonderful time to be alive!
Der Weg zur Dark Phoenix Saga
Jean Grey: Marvel Girl wird zu Phoenix – Um die Dark Phoenix Saga zu verstehen sollten wir mal einen Blick auf die Ereignisse davor werfen, denn die sind nicht ganz unerheblich für die weitere Story. Die X-Men waren auf einer intergalaktischen Mission unterwegs, bei der Jean Grey sich für das Team opfert. So wie ich, als ich für unsere Website Alone in the Dark schauen musste. Grausam!
Jedenfalls war Jean einer riesigen Strahlendosis durch eine Sonneneruption ausgesetzt, was sie natürlich genetisch noch mehr veränderte und ihr so krasse Kräfte verlieh, dass sie zu einem der stärksten Wesen im ganzen Universum wurde, zu Phoenix. Zunächst dachten alle, dass sie tot sei. Allerdings wurde durch ihre eigenen mentalen Kräfte gerettet.
Nach einigen tragischen Kämpfen und Verlusten lösten sich die X-Men auf, Professor X verschwand und Jean reiste durch Europa, wo sie von Visionen geplagt wurde, die ihr von Mastermind, a.k.a. Jason Wyngarde eingepflanzt bekam. Der ist ebenfalls Mutant und eines der ganz hohen Tiere im Hellfire Club.
Nach einem Kampf gegen Proteus rafften sich die X-Men wieder zusammen und die Dark Phoenix Saga beginnt.
Jean Grey, eine tickende Zeitbombe
Zurück zum Hellfire Club und Mastermind. Eigentlich ist er der Auslöser, der die ganze Tragödie ins Rollen bringt. Durch seine ganzen Visionen schafft es Mastermind Jean Grey langsam, aber sicher auf seine Seite zu ziehen. Der Grund: Die Herrschaft des Universums natürlich. Ein Verein, der sich schon Hellfire Club nennt, will sich natürlich die Kräfte von Phoenix zunutze machen, um genau das zu erreichen. Allerdings geht das ein bisschen nach hinten los, als Mastermind droht, Cyclops, den laseräugigen Stecher von Jean Grey, umzubringen.
Das lässt sie sich natürlich nicht gefallen und lässt ihre Dark-Phoenix-Kräfte los, mit deren Hilfe sie zunächst Mastermind in den Wahnsinn treibt und anschließend eine Sonne mitsamt gesamter Zivilisation zerstört. Nicht cool, sowas!
Um Dark Phoenix aufzuhalten tun sich schließlich drei Alienrassen zusammen. Die Shi’ar, die Kree und die Skrull treten auf der Erde gegen die komplette Riege der X-Men an, die wiederum Jean schützen wollen, weil sie mittlerweile ihre Kräfte wieder, danke an Professor X, unter Kontrolle hat.
Cyclops droht jedoch in diesem Kampf draufzugehen, was erneut die Kräfte von Dark Phoenix hervorruft. Allerdings verliert sie nicht endgültig die Kontrolle, sondern kann sich gerade noch so selbst opfern, um das ganze Universum zu retten.
Deshalb ist die Dark Phoenix Saga so wichtig
Puh, das hört sich definitiv nach ganz schön hartem Tobak an. An sich ist die Dark Phoenix Saga eine wirklich sehr emotionale Story. Es geht darum, die dunkle Seite in einem selbst zu bekämpfen, beziehungsweise sie kontrollieren zu können. Allerdings lassen häufig Liebe und Leidenschaft genau diese Seite in jedem von uns zum Vorschein kommen. Oft zahlen wir dafür einen großen Preis: den Verlust von geliebten Menschen.
Es ist eine Geschichte, mit der sich bestimmt sehr viele Menschen (beispielsweise auch Bruce Banner) identifizieren können. Sie berührt auf einer ganz persönlichen Ebene und gleichzeitig hat sie verheerende Folgen für das Marvel-Universum. Einen Hauptcharakter sterben zu lassen, war damals ziemlich radikal. Bislang gab es nur einen Charakter, dessen tragischer Tod damit zu vergleichen war und das war der von Gwen Stacy, die damalige Freundin von Peter Parker, im Jahr 1973.
Ähnlich wie Gwen sollte auch Jean Grey ein endgültiges Schicksal ereilen. Immerhin zerstörte sie eine ganze Zivilisation und das hatte drastische Konsequenzen. Das war zwar nicht der ursprüngliche Plan von Claremont und Byrne, denn sie sollte als Mensch wieder auferstehen. Allerdings passt dieses dramatische Ende doch viel besser und macht die Geschichte deshalb so wichtig, für das Marvel-Universum. Es wird gezeigt, dass Taten auch Konsequenzen haben können.
Leider will der Phoenix auf der Leinwand nicht fliegen
Kein Wunder, dass Hollywood die Dark Phoenix Saga natürlich auch auf die Leinwand bringen will. Immerhin sind die Filme der X-Men-Reihe überwiegend erfolgreich, wenn auch nicht immer gut gewesen. Bestes Beispiel: X-Men 3: Der letzte Widerstand. Es war der erste Versuch, die Geschichte um Dark Phoenix filmisch zu erzählen, aber naja, ihr wisst schon. Satz mit „X“(-Men, höhö).
Nach diesem dritte folgte ein Soft-Reboot der Reihe, bei dem die Geschichte vor den ersten Filmen erzählt wird. Es folgt einer der wohl größten Marvel-Filme aller Zeiten: In X-Men: Die Zukunft ist Vergangenheit reist Wolverine in der Zeit zurück und macht den letzten Widerstand quasi ungeschehen – puh, Glück gehabt. Allerdings wird die Geschichte um Jean Grey auch mit X-Men: Dark Phoenix nicht besser, sondern eher noch schlechter erzählt. Naja, aller guten Dinge sind 3. Hoffen wir, dass die Marvel Studios es besser machen, jetzt da die filmischen Rechte für die X-Men wieder bei ihnen liegen.

